Westfälischer Kammerchor Warendorf

Konzertprogramm für Warendorf, Billerbeck und Oelde
Kammerchor Warendorf unter der Leitung von Ansgar Kreutz

Konzert in Billerbeck am 1. 11. 2014

Bjarne Sløgedal(1927 – 2014) „Cantate Domino“ ( 1964)

Cantate Domino canticum novum laus ejus in ecclesia sanctorum. Laetetur israel in eo. Exulten Filii Zion. (Psalm 149,1-2) Übersetzung: Singt dem Herrn ein neues Lied, sein Lob in der Gemeinde der Heiligen. Israel freue sich in Ihm. Freuen sollen sich die Kinder Zions.

Anton Bruckner
(1824 - 1896)
 „Locus iste“
  „Os justi“ Psalm 37, 30-31
  „Christus factus est“ Phil. 2, 8b-9

inaestimabile sacramentum, irreprehensibilis est. Dieser Ort ist von Gott geschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm.

(Graduale zum Kirchweihfest, nach Gen.28,16 und Ex3,5)

 Os justi meditabitur sapientiam, et lingua ejus loquetur judicium. Lex Dei ejus in corde ipsius: et non supplantabuntur gressus ejus. Alleluja.

(Psalm 37, 30-31)

Der Mund des Gerechten wird die Weisheit verkündigen, und seine Zunge das Urteil sprechen. In seinem Herzen wohnt Gottes Gesetz und seine Schritte wanken nicht.

Christus factus est pro nobis obediens usque ad mortem, mortem autem crucis. Propter quod est Deus exaltavit illum et dedit illi nomem, quod est super omne nomen.

(Phil. 2, 8b-9; Graduale am Gründonnerstag und Karfreitag)

Christus ward für uns gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Deswegen hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der größer als alle Namen ist.

Rudolf Mauersberger
(1889 - 1971)
„Wie liegt die Stadt so wüst“ (1945)
aus den Klageliedern Jeremias
              

 Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war. Alle ihre Tore stehen öde. Wie liegen die Steine des Heiligtums vorn auf allen Gassen zerstreut. Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und es lassen walten.

Ist das die Stadt, von der man sagt, sie sei die allerschönste, der sich das ganze Land freuet. Sie hätte nicht gedacht, daß es ihr zuletzt so gehen würde; sie ist ja so greulich heruntergestoßen und hat dazu niemand, der sie tröstet.

Darum ist unser Herz betrübt und unsre Augen sind finster geworden. Warum willst du unser so gar vergessen und uns lebenslang so gar verlassen.

Bringe uns, Herr, wieder zu dir, daß wir wieder heim kommen! Erneue unsre Tage wie vor alters. Herr, siehe an mein Elend!

(aus den Klageliedern Jeremias)

Charles-Marie Widor
(1844 - 1937) 
  „Miserere mei Domine" (aus Bachs Memento) für Orgel

Paraphrase des Präludiums d-Moll BWV 851 aus dem 1. Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach 

 

Thomas Weelkes
(1576 – 1623)
 „When David heard“ (1612)

When David heard that Absalon was slain, He went up to his chamber over the gate, And wept and wept; and thus he said:  O, my son Absalon, Would God I had died for thee, O, Absalon my son, my son. (2 Samuel 18:33)

Als David hörte, dass Absalon erschlagen ward, ging er hinauf zu seiner Kammer über dem Tor, und weinte und weinte, und dieses sprach er: O, mein Sohn Absalon, Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn.

Philip Glass  
(*1937)
The new rule
 
aus „Monsters of Grace“ (1997/2012)
                                     

There's an old rule that drunks have to argue and get into fights. The lover is just as bad. He falls down a hole. But down in that hole he finds something shining, worth more than any amount of money or power.

Last night the moon came dropping its clothes in the street. I took it as a sign to start singing. Falling up into the bowl of sky. The bowl brakes. Everywhere is falling everywhere. Nothing else to do. Here's the new rule: break the wineglass. And fall toward the glassblower's breath. (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi ?-1207, Matjawi, III.  Buch, Vers 3212)

Es gibt ein altes Gesetz, dass Betrunkene  streiten und in Zwietracht geraten. Der Liebende ist genau so schlimm dran. Er fällt in ein Loch. Aber unten  in diesem Abgrund findet er etwas Scheinendes, das mehr wert ist als jede Menge Geld oder Macht.

Letzte Nacht hat der Mond seine Kleider in der Straße verloren. Ich nahm es als ein Zeichen zu singen. Hinauffallen in die Schale des Himmels. Die Schale bricht: Überall ist Fallen überall. Nichts weiter ist zu tun.

Dies ist die neue Regel: zerbrich das Weinglas und falle dem Atem des Glasbläsers entgegen.

Oskar Lindberg
 (1887 - 1955)
 „Gammal fäbodpsalm från Dalarna“ für
                                 Orgel Alte schwedische Weise aus Dalecarlia
Ansgar Kreutz
(*1965)
„Salve Regina“ aus „In meine Stille  legst du dein Lied“ (2003)
                           

Salve, Regina,mater misericordiae; vita, dulcedo et spes nostra, salve.Ad te clamamus, exsules filii Evae. Ad te suspiramus, gementes et flentes in hac lacrimarum valle.Eia ergo, advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte.Et Jesum, benedictum fructum ventris tui,nobis post hoc exsilium ostende.O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria.

Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsre Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen. Wohlan denn, unsre Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.

Felix Mendelssohn Bartholdy
 1809 – 1847
  Zum Abendsegen

Herr, sei gnädig unserem Flehn, und erfülle uns mit deinem Geist;

Herr, erhör uns, und schreib in unser Herz dein heilig Gebot.

Eric Whitacre
(*1970)
Alleluia

 

Mauersbergers ausgewählte Texte lassen sich in drei Abschnitte teilen. Im ersten Teil werden Elend und Not der Stadt geschildert. Die viermalige Frage „Warum“ eröffnet den zweiten Teil, in der die Fassungslosigkeit und die Bitte um Erbarmen geschildert werden. Im dritten Teil ab „Ach Herr“ erflehen die Menschen Gottes Anteilnahme am Elend.

Mauersberger orientierte sich beim Textaufbau der Motette nicht am Aufbau der Klagelieder. In den Klageliedern 1, 2 und 4 wird über die Zerstörung Jerusalems geklagt, in den Liedern 3 und 5 wird ein Schuldeingeständnis an Gott gerichtet und um die Wende des Unheils gebeten. Mauersberger übernimmt bei seiner Textzusammenstellung nicht das Sündenbekenntnis und die Bejahung des Gottesurteils. Er lässt das Annehmen des Gerichtsurteils Gottes außer acht und schildert das Elend um das Gericht Gottes. Das Gottesurteil wird nicht bejaht, sondern es wird nicht verstanden – das Warum wird betont. Mauersberger zieht die Möglichkeit der Eigenschuld nicht in Betracht, das Sündenbekenntnis ist in seiner Textauswahl nicht zu finden. Es wird lediglich die Bitte nach Erbarmen formuliert. Die Bindung an Gott ist trotz des Unheils eng und soll verstärkt werden. Mit der Textzeile „Bringe uns wieder zu dir“ wird die augenblickliche Gottlosigkeit dargestellt, aus der nur Gott herausführen kann. Die Art wie Mauersberger die Texte anordnete, ist seiner Verfassung nach der Bombardierung Dresdens geschuldet und vollkommen verständlich. Es war nicht Mauersbergers Absicht, die Klagelieder zu vertonen, sondern durch sie das eigene Leid darzustellen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wie_liegt_die_Stadt_so_wüst_(Mauersberger)

Lukas Maschke studierte Kirchenmusik in Stuttgart und Weimar. Er war Kantor in Esslingen am Neckar und Assistent des Domorganisten Silvius von Kessel am Erfurter Dom sowie Lehrbeauftragter an der Musikhochschule in Weimar, wo er auch sein Konzertexamen ablegte. Seit 2013 ist er Kantor der Pfarr- und Propsteigemeinde St. Johannes / Dom St. Ludgerus in Billerbeck.

 Der Kammerchor Warendorf hat sich im Frühjahr 2002 gegründet. Die etwa dreißig Mitglieder des Chores kommen aus Warendorf, Billerbeck, Ahlen, Oelde, Münster, Telgte, Havixbeck, Herten, Osnabrück und Recklinghausen. Es sind ambitionierte Chorsängerinnen und Chorsänger, die an weniger aufgeführter Chormusik interessiert sind. Der Chor erarbeitet schwerpunktmäßig Werke aus der a cappella – Chorliteratur, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Interpretation alter und neuer Musik.

Für das kommende Jahr 2015 plant der Chor eine Aufführungsserie der H-Moll-Messe von Johannes Sebastian Bach mit einem Barockorchester, zu dieser Aktivität sind interessierte Sängerinnen und Sänger herzlich willkommen. Weitere Informationen über die genauen Aktivitäten und Anmeldung erhalten Sie auf der Homepage des Chores www.kammerchor-warendorf.de, bei Jens Knirr jens.kammerchor.waf@gmail.com oder bei Ansgar Kreutz ( 02581 – 927552, E-Mail Ansgarkreutz@kammerchor-warendorf.de

 Ansgar Kreutz (* 1965) wuchs in Recklinghausen auf, studierte in Dortmund und Utrecht Kirchenmusik, Chor- und Orchesterleitung sowie Tonsatz und Orgelimprovisation u.a. bei Martin Blindow, Matthias Blome, Peter M. Wolf, Maria Friesenhausen, Krijn Koetsveld und Jan Raas. Von 1993 bis 2014 war Ansgar Kreutz Kantor an St. Marien (heute Fusionsgemeinde St.Laurentius) in Warendorf. Eine Gesangausbildung vervollständigte seine musikalischen Studien. Als Komponist trat er u.a. mit seinem abendfüllenden Oratorium „In meine Stille legst Du Dein Lied“ (gemeinsam mit der Dichterin Petra Fietzek) sowie mit liturgischer Musik und Filmmusik in Erscheinung. Er war von 1999 bis 2009 1.Vorsitzender des Verbandes der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker im Bistum Münster (VKM). Neben dem Kammerchor Warendorf, den vier Chören der Gemeinde St. Marien – Warendorf ist Ansgar Kreutz ist auch als Chorleiter bei der Chor- und Instrumentalwoche der Werkgemeinschaft Musik auf Burg Gemen tätig.